04 – Endlich wieder in Sarmiento

Januar 9, 2025

Mir gehts endlich besser. Wir fahren weiter. 2000km weiter. Nach Sarmiento.
Kurze Zwischengeschichte: In Sarmiento, Provinz Chubut, habe ich 2007/2008 im Rahmen eines Schüleraustausches gelebt. Meine damalige Gastfamilie ist mir damals sehr ans Herz gewachsen und hat mich behandelt wie ihren eigenen Sohn.

Das war wirklich besonders und ich habe so viele Erinnerungen an Gerüche, Menschen, Situationen, dass ich noch nicht genau weiß, wie sich das anfühlen wird, wieder dorthin zurück zu kommen.

Vor allem aber möchte ich meiner Gastfamilie meine kleine eigene Familie vorstellen.

Uns trennen also 2000km und wir haben zwei kleine Kinder dabei.
Dazwischen ist nicht wirklich viel und die Straßen sind okay. Wir machen aber den Fehler und biegen in den Nationalpark der Peninsula Valdez ab. Schon immer will ich Southern Right Wale sehen. 8h Autofahrerei auf staubiger Rüttelpiste später sind die Kinder durch, und Walsaison war schon vorbei. Ein paar Magellanpinguine konnten wir über eine Absperrung hinweg betrachten.
Ein noch größerer Flop ist allerdings der vom Namen her vielversprechende Ort Playa Dorada (Goldener Strand).

Mehr kann ich dazu nicht sagen. Da biege ich nie wieder ab.

Als wir dann nach einigen Tagen in Sarmiento einbiegen, fahren wir die Hauptstraße in 5 Minuten einmal bis zum Ende und wieder zurück. Mich überkommt ein eigenartiges Gefühl. Mein Körper war hier schon einmal physisch anwesend. Ich kann mich an vieles Erinnern, aber an vieles auch nicht. Da ist die Schule und da hab ich Sabrina geküsst. Und da ist endlich Fontana 555. Mein zu Hause. Bernardo ist schon da und macht uns das Tor auf. Alle anderen sind gerade aus.

Ich gehe ins Haus und rieche den gleichen Geruch, an den ich mich seit Jahren erinnere und nur mit diesem Haus verbinde. Die nach Apfel riechende frische Wäsche. Im Kühlschrank steht Chimichurri (eine Kräutermischungs-Sauce, die hier zu Fleisch gegessen wird). Genau der gleiche, den ich nirgends sonst wo auf der Welt finden konnte.

Als Marcela und Oscar nach Hause kommen, umarmen wir uns so innig und lange, wie ich es nicht erwartet habe. Es fühlt sich so gut an, hier zu sein.
Und dieses Gefühl reißt nicht ab.

Die ganzen nächsten Tage sind gefüllt davon, dass Oscar mit den Kindern spielt, ich Lea den Ort zeige, wir an den See fahren und Asados essen. Auch Weihnachten und Silvester gehen vorüber und sind natürlich wesentlich weniger spektakulär und heimeliger, als wären wir im kalten Deutschland. Allein die 6500K Glühbirnen im Haus mit machen es unmöglich viel Gemütlichkeit aufkommen zu lassen. Und trotzdem ist es alles wundervoll.
Dann holt uns schon wieder der alte Mann aus dem Flugzeug ein. Offenbar hat sich Wim bei mir, als ich krank war angesteckt, und liegt jetzt eine Woche versetzt, mit den gleichen Symptomen flach.

Und wir müssen weiter. Anfang Februar wollen uns Leas Eltern südlich von Santiago de Chile für zwei Wochen besuchen. Dazwischen liegen nur noch vier. Und die Fahrt bis nach Ushuaia (das Ende der Welt) und wieder hoch. So haben wir uns das zumindest gedacht.
Ich war schon mal in Ushuaia und nach genauerer Überlegung ist das eher etwas, was Leute mit einer Bucket List abhaken. Die Nationalparks drum herum sind wunderschön, aber mit kleinen Kindern (und eines schon zu schwer für die Trage) eher weniger Attraktiv.

Daher streichen wir Ushuaia und peilen „nur“ noch den sagenumwobenen Torres del Paine Nationalpark an. Mein Gastvater Oscar berät mit uns gemeinsam die Route und warnt uns vor bestimmten Straßenabschnitten. Wir sollen auf jeden Fall an jeder Tankstelle, die wir sehen, tanken!!! Es sind rund 1100km. Nach den zwei Wochen in Sarmiento und der vermeintlich auskurierten Krankheit von Wim, drücken wir uns alle genau so herzlich wie am ersten Tag und fahren los.

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