Eine Woche lang sind wir schon hier. Buenos Aires ist eine sehr laute Stadt. Unser Air BnB fühlt sich eng an, obwohl es groß ist und die Luft fühlt sich heiß an, obwohl es angenehm ist.
Der eine Langstreckenflug mit unseren Kindern steckt uns auch nach über einer Woche noch in den Knochen. Lea bekommt Fieber und liegt zwei Tage im Bett. Trotzdem macht uns Buenos Aires Spaß und wir genießen es, Quadra für Quadra (die ganze Stadt ist im Schachbrettmuster kariert) für uns zu entdecken und mit Sofia, Bernardo und Bauti (meine Gastgeschwister von damals) Zeit zu verbringen.
Das Schiff mit unserem Auto verspätet sich immer weiter.
Ursprüngliches Ankunftsdatum: 15.11.
Aktuelle Schätzung: 14.12.
Wir müssen zwei mal die Wohnung wechseln aufgrund der langen Wartezeit und es erscheint uns wie eine Ewigkeit, obwohl es nur zwei Wochen sind, die wir in Buenos Aires ausharren. Letztendlich landen wir bei Bernardo, der noch ein Zimmer frei hat und unglaublich liebevoll mit Wim und Nynne ist.
Wir erkunden Tag für Tag die Stadt und laufen so weit wir es schaffen. Für mich ist das eine super Übung, mit meiner neuen, kleinen Leica Kamera Streetfotografie zu üben. Ein Bereich, in dem ich bisher überhaupt keine Erfahrung habe und es fällt mir anfänglich sehr schwer, in einen Flow zu kommen.
Überall werden wir für Russen gehalten, da seit dem Krieg in der Ukraine sehr viele nach Argentinien ausgewandert sind und hier ihre Kinder bekommen. Wir hier mit zwei kleinen Kindern sind also auch Russen für die meisten.
Die argentinische Wirtschaft wurde in den letzten 20 Jahren extrem durch Korruption und Fehlentscheidungen belastet und die Inflationsrate stieg teilweise auf 40% an. Das kann man deutlich in den Straßen sehen. Überall liegen ganze Familien in Gebäudeeingängen und versuchen dort zu nächtigen.
Es ist alles in etwa gleich teuer im Verhältnis zu europäischen Standards oder sogar etwas teurer.
Allerdings verdienen die Menschen hier wesentlich weniger und die Gehälter werden oft nicht ausreichend oder schnell genug der Inflation angepasst.
Ein Peso war zu meinen Schüleraustauschzeiten ungefähr so viel Wert wie ein Viertel-Euro. Jetzt entsprechen 1000 Pesos einem Euro. Unter dem neuen, umstrittenen aber radikal anderem Presidenten Milei wurden viele öffentliche Stellen gestrichen und der Korruption der Krieg erklärt. Die Inflation hat sich stabilisiert, aber die Menschen geben auch kein Geld mehr aus.
Es gibt nach wie vor viele Touristen und an jeder Ecke ein Café (Erik, wir konnten nur eines mit gutem Kaffee finden) aber man merkt, wie hart es für viele ist.
Mein damaliger Gastbruder arbeitet für die internationale Unternehmensberatung Ernst & Young und sein Gehalt ist im weltweiten Vergleich das drittniedrigste (nach Indien und Pakistan). Der internationale Arbeitgeber macht ihn trotzdem etwas unabhängiger von der argentinischen Wirtschaft.
Und die Leute trinken Mate. Überall und immer.
Wim trinkt ihn auch ganz gern, wobei Lea kopfschüttelnd ablehnt. Ekelhaft sagt sie.
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